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O‘ zapft is! – Oktoberfest in München

Was hat es mit Deutschlands bekanntesten Volksfest auf sich?

| Freizeit

Alles rund um die Münchner Wiesn: die Entstehung, das passende Outfit und nützliche Tipps

Im Ausland ist das Bild Deutschlands vor allem durch eins geprägt: das Oktoberfest in München. Das bedeutet also Männer in Lederhosen, Frauen in Dirndln, dazu riesige Bierkrüge und Teller voll Sauerkraut und Brezeln. Tatsächlich ist das Oktoberfest das meistbesuchte Volksfest Deutschlands und existiert seit über 200 Jahren. Für Euch haben wir kurz zusammengefasst, was das Oktoberfest so zu bieten hat, wie das Volksfest entstand, Ihr Euch stilecht kleidet und welche Tipps Ihr auf der Theresienwiese in München beachten solltet!

Was, wann und wo?

Ja ok, es heißt Oktoberfest, tatsächlich beginnt Deutschlands größtes Volksfest aber bereits Mitte September, 2019 am Samstag, dem 21.09. Die Feierlichkeiten dauern dann ca. zwei Wochen, dieses Jahr bis zum 6. Oktober. Den Namen hat das Fest noch aus den Zeiten, als es tatsächlich Mitte Oktober stattfand. Das wurde aber geändert – einfach, weil das Münchner Wetter im September deutlich besser ist und man nicht riskieren wollte, das Fest ins Wasser fallen zu lassen. Anders als der Zeitpunkt, ist der Veranstaltungsort über die gesamte Zeit die Theresienwiese in München, der Hauptstadt Bayerns, geblieben. Auf dieser 42 Hektar großen Fläche werden zahlreiche Jahrmarktbuden, Ess- und Trinkstände sowie Fahrgeschäfte und Karussells aufgebaut. Den Höhepunkt des Volksfestes bilden die von Biergärten umgebenen Festzelte, in denen bayrische Spezialitäten und die Maß Oktoberfestbier serviert, Musik gespielt und gefeiert wird. Wie Ihr in die Zelte kommt und was es mit dem eigens gebrautem Bier auf sich hat, erfahrt ihr weiter unten.

Entstehung und Geschichte des Oktoberfestes

Tatsächlich hat das heutige Oktoberfest nur noch wenig mit seinem Ursprung zu tun. Das erste Mal wurde im Jahr 1810, am 17. Oktober, gefeiert und zwar die Hochzeit von Prinz Ludwig von Bayern und der Prinzessin Therese Sachsen-Hildburghausen. Nach ihr wurde die Theresienwiese benannt. Alle Einwohner Münchens waren zu diesem Anlass eingeladen und sollen friedlich und freudig gefeiert haben – allerdings  ganz ohne Alkohol. Der durfte auf dem Festplatz nicht ausgeschenkt werden. Stattdessen gab es Buden, Festzelte und Karussells, die vor allem Familien mit Kindern ansprachen. Zum Abschluss der Zeremonie wurde ein Pferderennen veranstaltet. Wegen des großen Erfolgs, entschloss man sich die Veranstaltung im darauffolgenden Jahr zu wiederholen und im Jahr darauf wieder. Auf diese Weise entstand ein jährliches Volksfest, dass sich immer größerer Beliebtheit erfreute und seither (mit Ausnahme der Weltkriegsjahre) jedes Jahr stattfand. Seit 2010 gibt es neben der Wiesn, wie die Münchner das Fest nennen, auch die oide, also alte Wiesn. Hier finden sich zwei familienfreundliche Festzelte, nostalgische Karussells und Pferderennen, die an den Ursprung der Feierlichkeiten erinnern sollen und der bayrischen Tradition besonders verbunden sind.

O‘ zapft is! – Die Eröffnungszeremonie

Wenn die Rede vom Oktoberfest ist, liest und hört man immer wieder einen Satz: „O‘ zapft is!“ Das heißt so viel wie „Es ist angezapft!“. Seit 1950 ist dieser Teil einer festen Eröffnungszeremonie. Immer am ersten Samstag der Feierlichkeiten sticht der amtierende Oberbürgermeister Münchens um 12 Uhr das erste Bierfass im Schottenhamel-Festzelt an und ruft anschließend „O‘ zapft is! Auf eine friedliche Wiesn!“ Die erste Maß Bier ist seit 1980 dem bayrischen Ministerpräsidenten vorbehalten. Erst wenn dieser sein Festbier erhalten hat, dürfen die übrigen Besucher damit versorgt werden. Das Anstoßen des ersten Fasses kann übrigens unterschiedlich lange dauern: Die schnellsten Anstiche gelungen Christian Ude und Dieter Reiter mit nur zwei Schlägen. Ude hält mit 20 Schlägen aber auch den Negativrekord.

Wie läuft das mit den Zelten?

Wie bereits erwähnt sind auf dem Oktoberfest die Festzelte, in denen neben bayrischen Spezialitäten wie Weißwurst, Sauerkraut, Brezeln und Schweinshaxe auch die Maß Oktoberfestbier serviert werden, besonders beliebt. Eine Maß ist eine spezielle Einheit, ein Bierkrug, der einen Liter fassen soll – ein halbes Sixpack also. Das Bier wird außerdem speziell für das Oktoberfest gebraut und ist kein normales Weizenbier, wie sonst in Bayern üblich. Es erinnert vielmehr an Lagerbier, hat aber einen höheren Alkoholgehalt von um die 6%. Das Brauen des Oktoberfestbiers ist den sechs Münchner Brauereien vorbehalten. Diese betreiben auch einige der insgesamt 16 Festzelte auf dem Gelände, in denen meist bayrische Blaskapellen- und Partymusik gespielt wird und die in ihrer Größe stark variieren: zwischen 2.500 und 10.900 Plätze fassen sie. Einen davon zu ergattern, ist allerdings gar nicht so leicht, wie man bei der Anzahl meinen könnte. Vor allem an den Wochenenden ist es keine Seltenheit, dass Zelte wegen Überfüllung schließen und nur noch mit einer Reservierung betreten werden dürfen. Einen Platz reservieren kann man in der Regel schon ab April – dementsprechend weit im Voraus sind viele der begehrten Plätze dann aber auch schon belegt. Selbst wenn Ihr eine Reservierung haben solltet, ist Vorsicht geboten: Bei Unpünktlichkeit verfällt diese schnell. Genau das könnt Ihr Euch aber zu Nutze machen, wenn Ihr keine Reservierung habt. Zum Schichtwechsel, abends häufig gegen 16 bis 16:30 Uhr, habt Ihr die besten Chancen, einen Tisch zu ergattern. Wenn Ihr es als Studierende einrichten könnt, unter der Woche aufs Fest zu kommen, ist die Situation ohnehin deutlich entspannter. Sollte nichts davon funktionieren, bleibt noch die Möglichkeit, einen Platz in den Biergärten um die Zelte zu suchen. Dort werden zumeist keine Reservierungen angenommen und die Atmosphäre ist fast genauso schön und stilecht wie im Zelt. Bedenkt aber, dass Essen und Trinken in den Festzelten nicht gerade ein Schnäppchen ist. 2019 soll die Maß bei ca. 11 bis 12 € liegen. Man zahlt eben auch für das Erlebnis. Denjenigen, die keine Biertrinker sind, aber dennoch die Wiesn-Atmosphäre kennenlernen wollen, sei gesagt, dass es auch ein spezielles Weinzelt gibt und natürlich überall auch alkoholfreie Getränke zu erstehen sind.

Wie kleidet Ihr Euch richtig?

Für das Oktoberfest gibt es keine feste Kleiderordnung. Wer möchte, kann auch in Jeans und T-Shirt auf das Festgelände. Es sollte Euch allerdings bewusst sein, dass Ihr damit vermutlich auffallt, vor allem, wenn Ihr in die Festzelte wollt. Denn für die meisten gehört das Tragen von Trachten zur Wiesn einfach dazu – zumindest das einer aktuellen Version, einer Art Trachtenmode. Dabei tragen die Männer zumeist Lederhosen. Die gibt es zwar in allen Längen, besonders beliebt sind aber die knielangen. Häufig sind diese außerdem mit Hosenträgern oder einem Brustlatz verbunden und mit traditionellen Stickereien verziert. Dazu gehört ein (häufig kariertes) Leinen- oder Baumwollhemd, Strickstrümpfe und ein Paar derbe Schuhe. Außerdem sieht man oft Jägerhüte, lederne Westen oder klassisch geschnittene Trachtenjacken. Mittlerweile tragen auch mehr Frauen Lederhosen mit passenden Blusen oder Miedern, am beliebtesten ist bei Frauen aber immer noch das Dirndl. Dieses besteht aus Kleid und Schürze, teilweise gehören auch ein separates Mieder und eine Dirndlbluse dazu. Der obere Teil ist enganliegend, häufig geschnürt oder geknöpft und mit weitem Dekolleté. Der Rock ist hingegen locker fallend geschnitten. Überaus wichtig beim Dirndl ist die korrekte Positionierung der Schürzenschleife. Die bezeichnet nämlich wortlos Euren Beziehungsstatus: Jungfrauen oder Frauen, deren Beziehungsstatus nicht ganz geklärt ist, tragen die Schleife mittig vor dem Bauch. Singles binden die Schleife (von sich aus) links, Vergebene rechts. Eine Schleife am Rücken ist für Witwen und Kellnerinnen vorgesehen. Zum Dirndl gehört dann noch eine mehr oder weniger aufwändige Flechtfrisur. Aber keine Panik: Ihr braucht Euch keine mehrteilige, teure Tracht zuzulegen und zum Friseur zu gehen, um stilecht am Oktoberfest teilnehmen zu können. Gerade für junge Erwachsene gibt es in der Zeit um die Wiesn günstige Varianten der beliebten Trachten in gängigen Modeläden –worauf die meisten, auch deutschen Studierenden zurückgreifen.

Tipps & Empfehlungen

Das Oktoberfest zu besuchen ist sicherlich eine besondere Erfahrung und erlaubt einen außergewöhnlichen Einblick in die bayrische Kultur. Es ist aber auch eine riesige Veranstaltung, auf der viel Alkohol konsumiert wird. Die hohe Prozentzahl des Festbiers sowie die Größe der Maß führt immer wieder dazu, dass Besuchende sich verschätzen und so viel trinken, dass sie nicht mehr zurechnungsfähig sind oder sich übergeben müssen. Passt bei einem Besuch also gut aufeinander auf und lasst Euch nicht von rauflustigen Betrunkenen in Diskussionen oder Streitereien verwickeln. Die meisten Oktoberfestbesucher sind aber gut gelaunt und kontaktfreundlich, was einem auch die Möglichkeit bietet, mit interessanten Leuten ins Gespräch zu kommen, denen man sonst nie begegnet wäre. Wenn Ihr nach München fahren wollt, solltet Ihr Euch außerdem schon möglichst weit im Voraus um Unterkunft sowie An- und Abreise kümmern. Um die Wiesn sind hier nämlich jegliche Angebote wahnsinnig gefragt und werden immer teurer, je näher das Fest rückt. Außerdem solltet Ihr Euch am besten schon vor dem Betreten der Theresienwiese mit genügend Bargeld eindecken – in den meisten Festzelten kann man nämlich nicht mit Karte zahlen und vor den wenigen Geldautomaten auf dem Festgelände tummeln sich oft lange Warteschlangen. Wenn Ihr schnell aufs Gelände wollt, empfiehlt es sich, einen Nebeneingang anzupeilen, um dem großen Ansturm auf den Haupteingang zu umgehen, der aufgrund der relativ strengen Einlasskontrollen entsteht. Achtet zusätzlich darauf, keine Taschen oder Rucksäcke mitzunehmen, die größer als ein DIN A4-Blatt sind, die sind nämlich verboten. Des Weiteren solltet Ihr bequeme Schuhe anziehen. So ein Wiesn-Tag kann lang werden und auch gut und gerne mal auf einer der zahlreichen After-Wiesn-Partys enden. Mit schmerzenden Füßen ist das alles nur halb so lustig. Für diejenigen von Euch, die zwar neugierig auf das Oktoberfest sind, denen das alles aber nach viel zu viel Trubel klingt, empfiehlt sich der Besuch der oiden Wiesn. Dort geht es deutlich ruhiger und traditionsgetreuer zu.

Damit bleibt uns nicht mehr viel zu sagen, als Euch viel Spaß dabei zu wünschen, Deutschlands größtes und bekanntestes Volksfest zu erkunden! Wer jetzt neugierig geworden ist, es aber nicht rechtzeitig nach München schafft, den können wir beruhigen: Mittlerweile gibt es in ganz Deutschland kleine Ableger des Münchner Festes, die ehrlicherweise aber auch mal mehr und mal weniger mit dem bayrischen Original zu tun haben. Eine kleine Recherche sollte aber ausreichen, um einen interessanten Ableger in Eurer Nähe zu finden, der es Euch erlaubt, auch mit einem schmalen Geldbeutel oder vollem Kalender ein wenig Wiesn-Feeling zu verspüren.