Prüfungen im Studium
Da hat der Unialltag gerade angefangen, man hat sich an einer fremden Universität in einem fremden Land eingewöhnt, Freunde gefunden, die Stadt, Kultur und Leute kennengelernt und sich eingelebt. Und dann merkt man während des Semesters irgendwann: „Bald sind schon Prüfungen und ich weiß so gar nicht, was auf mich zukommt.“
Kein Problem, da können wir aushelfen! Anderes Land, andere Kultur, andere Sitten und andere Regelungen – gerade in Deutschland können die Regelungen rund um das Thema Prüfung und Leistungserbringung an der Universität verwirrend sein. Daher gibt es im Folgenden ein paar hilfreiche Ratschläge und Informationen, wie die Lage an deutschen Universitäten in den (meisten) Studiengängen aussieht und welche Vorkehrungen ihr als Studierende rechtzeitig treffen solltet.
Prüfungsanmeldung und Prüfungsabmeldung
Seid ihr schon fleißig am Lernen in euren Kursen, Seminaren und Vorlesungen, solltet ihr auch darauf achten, euch früh genug für die dazugehörigen Prüfungen anzumelden und gegebenenfalls früh genug wieder abzumelden. Das solltet ihr tun, sobald ihr merkt, dass ihr die Prüfung nicht antreten wollt oder könnt. Die Zeitspannen für die Anmeldung und Abmeldung sind von Universität zu Universität und von Studiengang zu Studiengang aufgrund der verschiedenen Prüfungszeiträume sehr unterschiedlich, müssen aber fast immer unabhängig von euren Kursanmeldungen getätigt werden. In den meisten Studiengängen wird das Portal für die An- und Abmeldung im Laufe des Semesters freigeschaltet. Erkundigt euch demnach nochmals an eurer Universität oder im jeweiligen Kurs, falls ihr nicht sowieso zu Beginn eures Auslandsstudiums hinsichtlich dessen angeleitet werdet.
Hinweis: Formalitäten sind für Deutsche zwar an sich unerlässlich, solltet ihr aber dennoch mal die Anmeldung oder Abmeldung für eine Prüfung versäumt haben, könnt ihr meist im Prüfungssekretariat eurer Universität höflich darum bitten, dies auch nach der Frist nachzuholen. Dieser Service sollte jedoch nicht wissentlich ausgenutzt, sondern nur im Falle eines Notfalls in Anspruch genommen werden. Ansonsten kann es auch passieren, dass euch die Anmeldung verweigert wird.
Zwischentests und Zusatzleistungen
Große Prüfungen, wie Hausarbeiten und Klausuren bilden im Regelfall den Abschluss eines relevanten Moduls eures Studienganges. In manchen Fällen müsst ihr jedoch auch während des Semesters Zwischenprüfungen und kleinere Tests absolvieren, um überhaupt für die Prüfung am Ende des Semesters zugelassen zu werden oder weil ihr so die Note der Hauptprüfung durch den Zwischentest beeinflussen könnt. Somit habt ihr bei Zwischentests manchmal die Chance, eure Endnote aufzuwerten. In manchen Studiengängen ist es zudem verpflichtend, während des Semesters ein Referat, eine Projektarbeit oder ein kleines Essay über ein kursrelevantes Thema anzufertigen. Der Umfang dessen richtet sich individuell nach dem Kurs und den Credit Points, die du bei Abschluss dieses erhältst. Solche zusätzlichen Arbeiten sind zum einen obligatorisch, um den Kurs zu bestehen und zum anderen profitierst du davon, da durch semesterbegleitende Arbeiten dein Wissen vertieft wird und du dich so bereits auf die großen Prüfungen vorbereiten kannst.
Hinweis: Wenn es sich nicht gerade um Essays handelt, sind Zwischenleistungen häufig Gruppenarbeiten. Am besten sucht ihr euch bereits zu Beginn des Semesters eine sympathisch wirkende Gruppe, in der zumindest ein deutscher Studierender ist. Auf diese Weise kommt ihr nicht nur leicht mit Ortsansässigen in Kontakt, sondern habt auch einen Ansprechpartner, der die Abläufe der Uni und im besten Fall auch die Lehrenden bereits kennt.
Unterschiede zwischen Seminar und Vorlesung
Zwar sind Studiengänge an staatlichen/öffentlichen Hochschulen allesamt theoretisch und wissenschaftlich ausgelegt, jedoch gibt es ein paar Unterschiede in der Art und Weise der Lehre. Während viele Fächer, wie beispielsweise Wirtschaftswissenschaften, naturwissenschaftliche Fächer und Ingenieurswesen, fast ausschließlich aus Vorlesungen bestehen, beinhalten andere Studiengänge, wie Lehramt, Medienwissenschaften, Musikwissenschaften und andere geisteswissenschaftliche Fächer, hauptsächlich Seminare. Der Unterschied liegt in der Art der Lehre: Vorlesungen implizieren das Vortragen der zu lernenden Themen eines Professors/ einer Professorin in einem großen Vorlesungssaal vor möglichst vielen Studierenden. Selten beinhaltet dies große Diskussionsmöglichkeiten oder praktische Anwendungen. Eine Vorlesung ist eher eine ausführliche Erklärung des Lehrenden über das abzuhaltende Thema. Manchmal werden sie durch Übungen oder Tutorien ergänzt, in denen die Inhalte der Vorlesungen dann in kleineren Gruppen mit praktischen Anwendungsaufgaben vertieft und geübt werden können. Ein Seminar dagegen ähnelt einer Unterrichtsstunde aus der Schule. Es besteht meist lediglich aus maximal 40 bis 50 Studenten (in vielen Fällen sogar weniger) und ist auf eine stetige Kommunikation zwischen dem Lehrenden und den Studierenden ausgelegt. Meistens werden zuvor zu Hause Texte eigenhändig bearbeitet und nicht selten kleinere Hausaufgaben angefertigt, die anschließend in der Sitzung ausdiskutiert werden. Ziel ist es, die Einzelthemen gemeinsam nach und nach zu erarbeiten und das Seminarthema somit im Laufe des Semesters vollständig zu erschließen.
Hinweis: Dies trifft nicht in allen Fällen zu, aber in den meisten: Die abschließende Prüfungsleistung einer Vorlesung ist meist eine Klausur, die eines Seminares oftmals eine Hausarbeit oder wissenschaftliche Ausarbeitung eines Themas.
Prüfungsarten
Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet, gibt es zwei Haupttypen von abschließenden Prüfungen in einem Modul: Die Klausur und die wissenschaftliche Arbeit oder Hausarbeit. Eine Klausur sollte jedem geläufig sein, da man diese Prüfungsart noch aus der Schule kennt, auch wenn es natürlich auch hier unterschiedliche Arten wie offene oder geschlossene Fragestellung gibt. Einige Studierende wissen jedoch nicht, was genau es mit einer wissenschaftlichen Arbeit (insbes. Hausarbeit) auf sich hat. In einer Hausarbeit geht man einer Fragestellung nach, indem man auf der Basis wissenschaftlicher Texte eine Analyse anfertigt und diese so am Ende der Arbeit beantwortet. An eine Hausarbeit werden die Anforderungen spezieller Formalitäten gestellt, wie das rechtmäßige Zitieren und Paraphrasieren. Dabei gibt es verschiedene Stile, beispielsweise die Arbeit mit Fußnoten, die in Deutschland sehr verbreitet ist, aber auch die mit Kurzverweisen, wie unter anderem im MLA-System üblich. Die genauen Anforderungen unterscheiden sich hier nicht nur von Universität zu Universität, sondern häufig sogar von Lehrendem zu Lehrendem. Deshalb ist es wichtig, immer beim jeweiligen Betreuer nachzufragen, welche Vorgaben gelten. Eine Hausarbeit umfasst in der Regel 12-15 Seiten und man hat mehrere Wochen Zeit für die Anfertigung. Das genaue Abgabedatum sollte jedoch individuell mit dem Dozenten vereinbart werden.
Hinweis: Klausuren und Hausarbeiten sind die gängigen Arten der Prüfungsleistung, in einigen Fällen kann es auch vorkommen, dass man zusätzlich oder stattdessen eine mündliche Prüfung absolvieren, ein praktisches (Forschungs-)Projekt vorstellen oder ein Portfolio verschiedener Aufgaben einreichen muss. Deshalb ist es wichtig schon früh genug zu klären, welche Prüfungsleistungen für einen Kurs oder ein Modul genau erbracht werden müssen.
Zweitversuch und Drittversuch
Solltet ihr eine Prüfung nicht bestehen, ist das niederschlagend aber keine Katastrophe. Im Regelfall habt ihr insgesamt drei Möglichkeiten, eine Prüfung zu bestehen – wobei die dritte häufig eine mündliche Prüfung darstellt. Oftmals wird der Zweitversuch sogar noch im gleichen Semester angeboten und ihr habt problemlos die Chance, euren Kurs noch rechtzeitig abzuschließen ohne ein weiteres Semester für diesen Kurs zu investieren. In manchen Fällen habt ihr sogar die Auswahl zwischen zwei Terminen innerhalb eines Semesters, an denen ihr die Klausur im Erstversuch schreiben könnt. Solltet ihr zeitlich an dem ersten Termin verhindert oder krank sein, habt ihr somit die Chance, den Klausurtermin später anzutreten – ohne einen Prüfungsversuch zu verlieren. Wer sichergehen möchte, noch im selben Semester die Chance zu haben, die Prüfung zu wiederholen, sollte aber besser versuchen, den Ersttermin wahrzunehmen.
Hinweis: Dies soll euch keine Angst machen, jedoch ist es wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass ihr bei Scheitern eines Drittversuches von eurem Studium zwangsexmatrikuliert werdet und es euch in ganz Deutschland untersagt ist, das Fach weiter zu studieren. Lernt ihr jedoch ausreichend und informiert euch früh genug über alle wichtigen Regelungen rund um eure Prüfungen, wird euch der Drittversuch sicherlich erspart bleiben. Also kein Grund zur Panik!
Macht euch nicht verrückt!
Prüfungen im Studium sind immer lästig und können Studierende schnell in eine Mischung aus Stress und Verzweiflung bringen. Während man einige Fächer besser versteht und problemlos alle Module hintereinander abschließt, gibt es immer auch Kurse, deren Themen einem überhaupt nicht liegen. Die Lösung ist simpel und nervig zugleich: Lernen, lernen, lernen! Vielen hilft es außerdem sich mit anderen Kursteilnehmern über eventuelle Unsicherheiten zur Prüfung auszutauschen. So werdet ihr schnell merken, dass ihr nicht die einzigen seid, die sich Sorgen machen und könnt euch gegenseitig unterstützen und aushelfen. Außerdem könnt ihr mit diesen paar Informationen ein bisschen weniger gestresst in eure Prüfungen gehen, denn wenn man erst einmal weiß, wie genau der Prozess abläuft, wird man neben dem Lernen nicht noch zusätzlich unangenehm überrascht.